(Ansicht 1024x769, 32 Bit)

Die Stickerei der niedersorbischen Tracht wird in Plattstich ausgeführt. Als Stickgarn ist glänzendes Seidengarn vorgeschrieben. In der heutigen Zeit sind die Stickgarne farbecht, dies war nicht immer so. Die Farbauswahl sollte so getroffen werden, wie die Blumen und Pflanzen in der Natur wachsen.

Nach welchen Gesichtspunkten wird nun ein Muster entworfen.

1. Die Maße müssen beachtet werden!

Ein Rockband für ein Kind ist schmaler als für eine Frau. Die Breite für ein Band beträgt in der Regel 20 cm, davon werden je nach Brauch in dem Wohnort 7 cm bis 15 cm bestickt. Wenn über und unter der Stickerei schmale Samtbänder auf das Band genäht werden, ist die Stickkante schmaler, wenn dies nicht üblich ist, wird ein breiteres Muster entworfen. Die Länge des Bandes richtet sich nach der Rockweite - meistens ist es 3 bis 3,50 m lang. Für Kinderröcke wird nicht so viel Stoff verarbeitet.

Die Halstuchkanten sind 5 bis 7 cm breit. Die Seitenlänge der Tücher richtet sich nach der Größe der Trägerin. Beim Maßnehmen legt man das Maßband an der Taille (Rücken) an führt es über die Schulter und  über die Brust zurück zur Taille. Die meisten Tücher haben Seitenlängen von 95 cm bis 100 cm. Die Außenkante des  Musters für ein Halstuch wird 4cm, von der Stoffkante gemessen, nach innen aufgemalt.

2. Für welchen Anlass entwerfe ich das Muster?

Ist es für eine junge Trägerin - eventuell zur Fastnacht - dann kann das Muster farbenfroh werden. Ist die Trägerin schon reifer - eventuell für die Goldene Hochzeit - dann wird auf weiße Blumen zurückgegriffen.

3. Wo wohnt die Trägerin?

Dies ist ganz wichtig, denn wie schon beschrieben richtet sich danach die Breite des Rockbandes. Jedoch nicht nur diese, denn in manchen Dörfern tragen die Mädchen und Frauen nur weiße bestickte Stoffe. Farbige Tücher und Bänder sind dort nicht erwünscht. Ich finde es schade, denn mir gefallen die farbigen Untergründe sehr gut.

4. Welche Blumen werde ich verwenden?

Dies richtet sich nach der Grundfarbe der Rockes und der Farbe des Stoffbandes bzw. Halstuches. Es muss schon alles aufeinander abgestimmt sein. Außerdem achte ich darauf, dass die Blumen alle in etwa zur gleichen Zeit blühen, die miteinander zu Sträußen oder Ranken verarbeitet werden. Da die Artenvielfalt in der Natur jedoch so reichhaltig ist und viele Blüten sich ähneln ist dies nicht all zu schwierig.

5. Welche Vorstellungen hat die zukünftige Trägerin?

Möchte sie große oder kleine Blumen, kräftige oder pastellen Farben, Sträuße oder eine Blumenranke, eine breite oder eine schmale Kante?

Sind all diese Fragen beantwortet durchsuche ich meine vorgefertigten Blumenmuster. Sobald ich die richtigen gefunden habe, kann ich sie zusammenstellen. Wenn nicht, dann male ich neue. Als Vorlagen dienen Fotos oder direkt die Natur. Manchmal stöbere ich auch in den Stickmustervorlagen im Internet. Da die Stickerei mit der Hand ausgeführt wird, benötige ich nicht aufwendige Programme - aber viel Zeit zum Sticken.

Bei dem Rockband wiederholt sich das Muster (ein Rapport) alle 13 bis 15 cm. Beim Halstuch sollen die Blumen oder Ranken immer nach oben wachsen. Um dies zu erreichen teile ich das Muster und zwar von der hinteren Spitze - diese wird etwas fülliger entworfen - 45 cm zur Mitte. Die Muster werden auf Transparentpapier gemalt und danach auf den Stoff übertragen. Dabei lege ich das Papier unter den Stoff. Liegt beides auf einem Lichtkasten sehe ich das Muster durch den Stoff und kann es mit einem Kugelschreiber nachmalen. Beim Sticken muss ich dann darauf achten, dass die Striche alle umstickt werden.